Donnerstag, 15. Juni 2017

24. Bis 26. März 2017: Das Gor‘kij Museum


Gastbeitrag von Natalja Salnikova (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Im Rahmen des Kollegmonats des seit 2014 zwischen der Universität Freiburg und der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU) Moskau bestehenden Internationalen Graduiertenkollegs „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ in Moskau unternahmen deutsche und russische Doktorand_innen vom 24. Bis 26. März 2017 eine gemeinsame Exkursion nach Nižnij Novgorod. Der Leitgedanke dieser Reise war, die zahlreichen unterschiedlichen Schichten der Stadt aufzudecken, ja sie als Palimpsest zu verstehen.
Abgesehen von historischen, künstlerischen und sogar kulinarischen Perspektiven auf Nižnij Novgorod, durfte die literarische Perspektive nicht fehlen – befanden wir uns doch in der Geburtsstadt des Schriftstellers Maksim Gor’kij, dessen Namen die Stadt von 1932 bis 1990 nicht umsonst trug. So beschlossen wir eines der insgesamt drei Gor’kij-Museen zu besichtigen. Den Besuch legten wir auf Sonntagvormittag, den letzten Tag unseres Aufenthaltes. Ohne Voranmeldung überfielen wir die Museumsmitarbeiter_innen der A. M. Gor’kij – Wohnung in der Semaško Straße 19, die gerade auf eine Delegation von (Fernseh-)Journalisten warteten. Die Letzteren verspäteten sich und so kamen wir spontan in den Genuss einer Führung. Das Museum bietet verschiedene Themenführungen an, die das Eintauchen in die Welt Gor’kijs erleichtern. Ich möchte hier die einzelnen Etappen nicht nacherzählen, sondern anhand von drei Gegenständen meinen persönlichen Eindruck vom Leben Gor’kijs darlegen. Dabei handelt es sich um Gegenstände aus seiner letzten Wohnung in Nižnij Novgorod, die er mit seiner Familie (Frau, Sohn und Tochter, später kam die Schwiegermutter dazu) von 1902 bis 1904 im zweiten Stock anmietete, als er ein bereits zu Weltruhm gelangter Schriftsteller war.
Gleich als die Tickets an der Kasse gelöst werden, bleibt ein Blick auf dem Samovar-Magneten hängen. Ein echter, auf Hochglanz polierter, steht hingegen auf der langen Tafel im Wohnzimmer des Hauses. Hier, wo Gor’kij im Kreise seiner Gäste die neusten politischen Ereignisse diskutierte und seine Werke rezitierte, aber wo auch sein berühmter Freund Fëdor Šaljapin Konzertauftritte improvisierte, sodass aufgrund des Platzmangels das Auditorium bis in den Garten ausquartiert wurde, durfte der Schwarze Tee nicht ausgehen. Dieser künstlerisch-literarische Salon spiegelt seine besten Jahre auch durch die wenigen erhaltenen, kostbaren Sammlungsgegenstände Gor’kijs wider. Unter anderem sind Werke von Il‘ja Repin, Mihail Nesterov und angewandte Kunst zahlreicher anderer Künstler zu sehen.



Wohnzimmer (Gor'kij Museum)



































Wenn ich mich in den (Museums)Häusern solcher Berühmtheiten, wie dem Gor’kijs, aufhalte, stelle ich mir unmittelbar die Frage, wie der Mensch wohl privat war. Welche Charaktereigenschaften sind durch die alltäglichen Dinge, die nun zu Exponaten geworden sind, noch zu erahnen? Gor’kij scheint kinderlieb gewesen zu sein. Nicht nur hat er seinen Kindern vorgelesen und spielerisch bestimmte Werte zu vermitteln versucht, sondern er hat auch wohltätige Vereine zu Gunsten von Waisenkindern unterstützt. So zum Beispiel die Organisationen der Neujahrsfeste und der Schlittschuhbahnen. Im Kinderzimmer Gor’kijs – bzw. Peškovs wie der eigentliche Nachname des Schriftstellers lautet – ist unter anderem eine Kinder-Hobelbank untergebracht, ein Nachbau. Auf einem Foto daneben ist das Original samt seines Sohnes – auch Maxim genannt – zu sehen. Da wird klar, für Gor’kij war nicht nur die geistige Entwicklung von Bedeutung, sondern auch das handwerkliche Geschick. Unter anderem sind auch Stickarbeiten – Geschenke für die Mutter und Großmutter Maxims (jr.) – in einer Glasvitrine zu bestaunen. Alles Gegenstände, die die Mutter Elena Peškova trotz der zahlreichen Umzügen und späterer Trennung aufbewahrt und dem Museum überlassen hat. Sie war auch maßgeblich bei der kuratorischen Rekonstruktion der Wohnung beteiligt und fertigte genaue Pläne an, wo welche Dinge ihren Platz in der Wohnung hatten.





Arbeitszimmer (Gor'kij Museum)

Nicht weniger interessant als die Charakterzüge ist wohl der schriftstellerische Arbeitsprozess an sich. In Gor’kijs Arbeitszimmer können die Besucher_innen sich mit dieser kreativen Tätigkeit etwas vertraut machen. Zum Teil ausgebreitet wie chirurgisches Besteck, findet sich das Schreibinstrumentarium auf dem Schreibtisch: Ein gläsernes Tintenfass, ein hölzerner Füllfederhalter, ein Brieföffner sowie ein Briefbeschwerer, die noch Gor’kijs Manuskripte und Gedanken festhalten. Der Schreibtisch unter seiner Glashaube ahmt ein Museum en miniature kleines Museum nach, das auf eine kleine Entdeckungsreise einlädt. Wer genau hinschaut, wird auch ein Geheimfach entdecken – wo Gor’kij sicherlich die eine oder andere kritische Schrift vor unerwünschten Leser_innen versteckt haben könnte. Inspirationen hat er zu Genüge gehabt. Schon seine Bücherkollektion, in welcher sich Bücher über Geschichte, Philosophie, Medizin, Biologie, Kunst, Kultur, Literatur, oder auch über das antike Griechenland wiederfinden, lässt seinen Wissendurst nur erahnen.
Wenn all diese Objekte, ja Gor’kij selbst, nach dem Museumsbesuch noch immer kein Bild eines Palimpsests hinterlassen haben, dann war wohl der Aufenthalt in dieser Wohnung viel zu kurz. Nach so viel Literatur-Kunst-Revolution-Schichten haben wir uns aber wahrlich einen Tee verdient – Schade nur, dass es kein Museumscafé mit einem Samovar gibt.

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ▪ natalja.salnikova@mail.igk1956.uni-freiburg.de

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Samstag, 13.08.2016: Street Art in Nižnij Novgorod

mit Jakov Chorev

Экскурсия по стрит-арту Нижнего Новгорода с Яковом Хоревым

von Flavia Berger und Silvan Degen



Beim Veloverleih Dinamo begrüsst uns der hochgewachsene Jakov Chorev mit Farbflecken auf den kurzen Hosen. Er erzählt uns den ganzen Nachmittag über die Street Art seiner Heimatstadt. Hervorgegangen aus der Graffiti-Szene ist Street Art in der Stadt heute sehr verbreitet und man trifft immer wieder Kunstwerke an Mauern an. Dies hat auch damit zu tun, dass die städtischen Behörden die Künstler gewähren lassen. Die Werke sind für die Stadt und ihre Bewohner willkommene Farbtupfer zwischen Eintönigkeit und Verfall. Gerade die verlassenen Gebäude dienen als begehrte Leinwand für die jungen Künstler.
„Street Art is about walking around the city freely, not only from home to work, but to explore. Street Art is about communication with the past, the present and the people around. Graffiti is about spraying and leaving your sign on the wall“, erläutert Jakov den Unterschied zwischen den zwei Strömungen.

Jakov selbst gehört zu einem Künstlerkollektiv namens „Muddlehood“, das von einigen Linguistikstudenten gegründet wurde. Deshalb sind ihre Werke oft mit Wortspielen verbunden. Ihr Name selbst ist schon ein solches und ergibt eigentlich keinen Sinn. Er setzt sich zusammen aus „muddle“, was an Strassen erinnern soll, diese unsicheren, aber ehrlichen Orte, und „hood“ von „brotherhood“.

In zügigem Tempo fahren wir mit den Leihrädern zur Oka und deren Ufer entlang bis zu einem alten Wasserturm, auf dem heute Nikita Nomerz’ Bild „Der grosse Bruder“ prangt. Über Steine, Gebüsch und Schlaglöcher führt uns Jakov in das Wäldchen nebenan, wo eine alte, verfallene Fabrik steht. Im Boden öffnen sich hie und da stockwerktiefe Löcher. Zwischen Gräsern und Fundamenten erkennt man das Ornament des alten Bodenbelages. Von den Einheimischen wird gemunkelt, dass sich hier vor geraumer Zeit Hexen und Satanisten für ihre blutigen Rituale getroffen haben. Doch für Street Art Künstler hat der Ort nichts Unheimliches an sich, im Gegenteil. Jakov kann hier jedes Bild einem Künstler zuordnen und hat zu vielen eine passende Anekdote bereit. Er erzählt uns über das Kollektiv TOJ BLUD, für die nichts unmöglich zu sein scheint. Diese Gruppe kommt aus dem Graffiti Hintergrund, weshalb sie bei jedem Bild ihren Namen hinterlassen und einen regelrechten Mythos um sich kreieren. Im ersten „Raum“ der Ruine zeigt uns Jakov eines seiner Werke. Die Wand ist zu einem grossen Teil mit vertikalen, weissen Rechtecken bedeckt. Er nannte es „fear of knowledge“. Als Schuljunge in einem kleinen Dorf habe er oft Tagträume darüber gehabt, wie die Zahlen und Buchstaben seinen Kopf immer weiter füllen, sie kommen aus Büchern und nicht aus der Natur. Er vergleicht es mit dem weissen Raum im Film „Matrix“. Für ihn lässt sich das weisse Muster bis in die Unendlichkeit fortführen. Es stört ihn darum auch nicht, dass zuunterst einige Graffitis sein Werk überdecken. „Everytime we paint we think about the death of the murals. “ Für diejenigen, die ihre Kunst für die Ewigkeit vorsehen, gäbe es Leinwände und Galerien, meint Jakov später.

Auf dem Rückweg biegt Jakov auf eine steile Strasse ab, die zu einem hauswandgrossen Werk von Nikita Nomerz führt. Nizhnij ist anders als Moskau eine Stadt, in der die Bewohner nicht eines Morgens aufwachen und sich über ein neues Bild an ihrem Haus ärgern. Denn sie haben den «Atlanten» zusammen mit den Künstlern entworfen und ausgesucht. „People think it’s a chance for them to show they are not supporting this pity process of ruining. “

Einen Fahrradunfall später befinden wir uns entlang der Rozhdestvenskaja Ulica auf dem Weg zum berüchtigten blauen Zaun, dem синий забор. Die blauen Absperrwände trifft man in Nizhnij immer wieder an. Von der Bevölkerung gehasst sind sie ein Mahnmal für den Streit zwischen Stadtverwaltung und privaten Grundeigentümern. Sie gelten als Symbole der örtlichen Politik, hinter denen die Zeit still steht und sich Wandel nur auf den grauen Betonwänden einer verlassenen Baustelle zeigt. Dieses Areal am Ufer der Wolga ist heute die einzige aktive Hall of Fame für Street Art- und Graffitikünstler. Während wir über gemalte Schlangen und getrockneten Seetang schlendern, erzählt uns Jakov von zwei verfeindeten Graffiti-Gangs, die hier die Spraydosen kreuzen. Er betont jedoch, dass alle Künstler hinter der blauen Wand vereinigt sind. Es ist ein authentischer Ort für Street Art, wo es nach Hafen riecht und Möwen kreischen. Egal ob von Künstlern aus Russland, England oder dem Iran, von Anfängern oder Fortgeschrittenen: hier befindet sich eine sich immer weiter entwickelnde Symbiose ihrer Werke. Der Ort erlaubt den Künstlern mit Perspektive und Raum zu spielen, die Flächen auszunutzen, mit speziellen Gebilden wie Säulen und Brunnen zu arbeiten, ihre Nachricht zu platzieren. Jakov hat hier selbst einen weissen Baum hinterlassen, dessen Äste sich auf den einzigen Metern Beton verflechten, die vom Kreml aus zu sehen sind. Das sei seine politische Botschaft an die Menschen der Stadt.

Als es anfängt zu regnen, retten wir uns in einen Unterstand, wo wir ein weiteres Werk von Nikita Nomerz vorfinden. Dessen Werke haben einen so markanten Stil, dass man sie unter allen anderen sofort erkennt.

Danach bringen wir die Fahrräder zurück in den Verleih. Wo das Runterfahren so viel Spass gemacht hat, kämpfen wir nun gegen die Steigung. Leider müssen wir die Tour wegen dem starken Regen abbrechen. Zu Fuss liesse sich der Rest mit Hilfe der Karte aber problemlos auf eigene Faust erkunden.

Jakov hat uns als geduldiger Erzähler einen Einblick in eine Kunstwelt verschafft, die man aber doch nie ganz verstehen kann, ohne selbst ein Teil davon zu sein.


Links
- Die detaillierte Google Street Art Map: https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1Lltf1ay40Ry0ARdyeBzews8v-Sg&hl=en_US

- Nikita Nomerz: http://www.nomerz.com/the-living-walls (Instagram: nikita_nomerz)

- Muddlehood Kollektiv: http://muddlehood.ru/ (vkontakte: https://vk.com/muddlehood Instagram: muddlehood )

- Fahrradverleih DINAMO: http://i-bike-nn.ru/

- Street Art Künstler von Nizhnij stellen sich vor (aus dem Dezember 2014, etwas veraltet, immer noch spannend) : http://syg.ma/@furqat/ulichnoie-iskusstvo-v-nizhniem-novghorodie

- 7 russische Street-Art Künstler erzählen, warum sie auf den Strassen malen (darunter auch Artjom Filatov und Toj: http://www.colta.ru/articles/club/7191?part=7


Freitag, 12.08.2016: Projetk EDA I KULTURA


mit Aleksandr Kuricyn

Проект «Еда и культура».
Встреча с арт-директором Александром Курицыным

von Stefan Bongers


Im gemütlichen Cafe Bezhukov stellt uns Sasha das Projekt Еда и Культура (Essen und Kultur) vor. Das Projekt, zu dem etwa 15 Restaurants und auch eine Galerie gehören, verbindet das Gastgewerbe gekonnt mit kulturellen Veranstaltungen. Die Restaurants decken dabei eine breite Spannweite ab. Vom teuren Steakhouse bis zur erschwinglichen Milchbar werden viele Bedürfnisse bedient. Dementsprechend vielfältig sind auch die kulturellen Veranstaltungen, die in den Restaurants stattfinden. Es gibt Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Kurse, Lesungen und politische Diskussionen.
Café Bezuchov


Einige konkrete Beispiele sind die dramatischen Lesungen, die entstanden, als den Initiatoren auffiel, dass es in Nizhny einige Regisseure gab, die diesen Raum nutzen könnten. Nun finden diese Lesungen regelmässig statt, wobei sogar Theaterautoren aus der Schweiz mitwirken. Eine weitere beliebte Veranstaltung ist eine Auktion, bei der Gegenstände unter den Hammer kommen, welche von einer Mitarbeiterin auf Flohmärkten eingekauft werden. Der Erlös wird für Bücherspenden an Dorfbibliotheken verwendet.

Das Zentrum des Projektes bildet die Zeitschrift Селёдка (Hering). Diese Zeitschrift liegt in den zu dem Projekt gehörenden Restaurants aus. Neben Veranstaltungshinweisen finden sich in ihr je nach Ausgabe Berichte und Essays zu dem Thema, dem die Ausgabe gewidmet ist. Die Zeitschrift ist in einem entspannt interessierten Stil geschrieben. Die Unabhängigkeit von anderen Organisationen ist ein Merkmal, das der Zeitschrift in der Presselandschaft der Stadt eine besondere Rolle einräumt. Die Zeitschrift wird von 5 Mitarbeitern erstellt und erscheint alle zwei Monate in einer Auflage von 9000 Exemplaren.

Von den zum Projekt gehörenden Restaurants und Bars avancierte das Селёдка schnell zu unserer Stammkneipe in Нижний. Das hervorragende Bier, die guten Cocktails und das gute Essen bis spät in die Nacht waren dafür ausschlaggebend. Aber auch die Eröffnung einer Ausstellung in der Galerie Futuro wurden von Teilen unserer Gruppe besucht.

Café Seledka




Link
Еда и Култура
www.ekproject.ru

Freitag, 12.08.2016: Galerie Futuro.

mit Emilja Novruzova, Leiterin der Galerie

Галерея FUTURO.
Встреча с директором Эмилией Новрузовой

von Claire Schneemann


Unterhalb des Kremels erstreck sich das untere Nischni. Dort trafen wir uns vor der Galerie Futuro. Die alte Fassade gab schon eine Idee, wie das Innere des ehemaligen Bankgebäudes aussieht. Die graue, breite Treppe, die in den ersten Stock und zu den Räumen der Galerie führte, stand in einem Kontrast zum Backsteingemäuer der Wände. Auf dem Treppenabsatz stand man dem leuchtenden Logo Futura gegenüber.

Die Idee der Gründung der Galerie liegt ganze acht Jahre zurück und die Eröffnung war erst letzten Winter. Wir trafen die Direktorin der Galerie Futuro, die über Umwege zu dieser Stelle gekommen ist. Schon in den ersten Minuten wurde klar: Diese Frau ist nicht gewöhnlich, genauso wenig, wie der Raum, in dem sie uns begrüsste.

Im 19. Jahrhundert waren die Räumlichkeiten im Besitz eines Händlers, später ein günstiges Hotel und eine Bank. Die Geschichte war an den Wänden offengelegt worden. Grosse Fenster säumten die Wand und Säulen, Rocaillen, abblätternde Farbe gaben dem Saal eine ungewöhnliche Stimmung. All diese Geschichte an der Wand, die dem Raum zusätzlich Qualität geben, ist eine grosse Herausforderung für die Galeristen. Ihr spezial Gebiet ist die zeitgenössische Kunst. Sie stellen junge, engagierte Künstler aus Russland aus. Ungewöhnlich sind die Werke der Streetart, die sie, wie auch die anderen Werke, verkaufen. So wird ein Kampf zwischen Kunst und Architektur geführt. Nicht nur, dass die Kunst nicht untergeht sondern auch Besucher kommen, die sich für die Werke wirklich interessieren und auch deswegen in die Galerie kommen. In Nischni werden historische Gebäude nicht geschützt, wie wir das aus der Schweiz kennen, und deswegen geht viel historisches Erbe verloren.

Die Direktorin sprühte vor Energie und Tatendrang. Sie sieht die Zukunft der Galerie in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern und weiteren Galerien. Ich denke diese Räume liegen in den besten Händen.

Am 17. August steht die nächste Eröffnung vor der Tür.

Donnerstag, 11.08. 2016: Kochkurs


кулинарный мастер-класс

von Sara Rasic






Nach unserem Spaziergang im соц город gings einmal quer durch die Stadt per Metro und Marschrutka auf die andere Stadtseite. Unser hilfsbereiter Marschrutkafahrer fuhr uns sogar direkt vor die Tür des Einkaufscenters, damit wir sicher am richtigen Ort ankamen. Nach einer kurzen Erkundungstour durch die fünfstöckige Mall erreichten wir die Арт Кухня, in welcher wir erfolgreich unseren Kochkurs absolvierten. Sergej, unser Chefkoch begrüsste uns herzlich und erklärte in einer kurzen Einleitung, dass wir eine waschechte russische Borschtsch und Vareniki (obschon es ursprünglich ukrainische Gerichte sind) kochen werden. Die bereitgestellten Schneidebretter und -messer wurden von uns sofort gründlich inspiziert und für stumpf befunden, was aber immerhin die Verletzungsgefahr maximal minimierte. Mit angezogenen Latexhandschuhen (Hygiene geht vor!) ging es für uns nun ans vorgerüstete Gemüse schnibbeln. Während wir die Pilze und Zwiebeln würfelten, den Kohl in feine Streifen und die Randen in Stäbchen schnitten, widmete sich unser Stärkster dem Vareniki Teig. Nach getaner Arbeit wurde alles von Sergej authentisch gewürzt und mit viel Öl angebraten, um die Röstaromen hervorzuheben. Der Teig wurde von uns unter grösster Anstrengung 1mm dick ausgewallt und mit Vodkagläschen in runde Formen ausgestochen. Unsere anfänglich zögerliche Befüllung wurde von Sergej schnell kritisiert, da richtige Vareniki dicker sein müssen. Da das Füllung-Teig-Verhältnis nicht ganz ausgeglichen war, wurden einige schnell kreativ und füllten die Vareniki kurzerhand einfach mit Teig, was am Esstisch von einigen unter erbosten Ausrufen entdeckt wurde. Die Borschtsch war klasse, die Vareniki nicht die schönsten aber dafür sehr lecker und der Moosbeerenlikör schnell weg. Die abenteuerliche Rückreise erfolgte glücklicherweise doch noch per letztmöglicher Marschrutka. Glücklich, satt und zufrieden gings für alle ins Bett, das haben wir uns nach diesem langen Tag mehr als verdient.

Donnerstag, 11.08.2016: Industrielles Nižnij Novgorod. Avtozavod und Sozgorod

Экскурсия „Промышленный Нижний“ – Автозавода и соцгород

Roy Denz und Bastian Wyss

Geschichte Автозавод

Im Jahre 1929 wurde beschlossen Nischni Nowgorod zu einem wichtigen Standort für die damals in der Sowjetunion noch wenig entwickelte Automobil-Industrie zu machen. Innert kürzester Zeit wurden die Produktionsanlagen südwestlich der Stadt am sumpfigen Ufer der Oka gebaut. Anfangs waren die Siedlungen für die Arbeiter äusserst prekär oder sie mussten zwischen ihrem Arbeitsort und Nischni Nowgorod pendeln. Die sowjetische Regierung setze grosse Mittel ein. Sowjetische Ingenieure wurden zur Weiterbildung ins Ausland geschickt, ausländische Konstrukteure wurden eingeladen und es wurde mit dem amerikanischen Automobilhersteller Ford zusammengearbeitet. Die ersten Modelle waren Kopien von Ford-Lastwagen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion auf Rüstungsgüter umgestellt. Die Automobile wurden den Anforderungen angepasst, beispielsweise wurden einige Lastwagen aufgrund von Treibstoffmangel auf den Betrieb mit Holz umgestellt. Zusätzlich wurden Panzer sowie Geschosse und Munition produziert. Das Industriezentrum wurde dadurch Opfer von zahlreichen Bombardierungen.
Personenwagen wurden anfangs nur in experimentellen Kleinserien gefertigt. Erst im Laufe der 1950er-Jahre waren Privatautos zulässig, wenn auch noch unerschwinglich. Privatwagen wurden beispielsweise als Belohnung an Stossarbeiter vergeben.
Firmenlogo
Zu Beginn der 1990er-Jahre wurden die Werke privatisiert und sind heute im Besitz von Oleg Deripaska. Mitte der 1990er-Jahre begann die Produktion des Kleintransporters GAZelle (Газель). Dieses Erfolgsmodell ist auch heute weit verbreitet.

Museum

Im oberen Stockwerk des Museums befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte des Industriestandorts, den Arbeitern und der Stadt. Belohnungen für aussergewöhnliche Arbeiterinnen und Arbeiter, ein Bild mit einem toten Kamel, aber auch Feuerschutzutensilien, welche besonders während dem Zweiten Weltkrieg benutzt wurden, sind Teil dieses historischen Überblicks. 
In der unteren Etage befindet sich die Autoausstellung; von den ersten Lastwagen nach dem Vorbild von Ford, über Modelle von Personenwagen, vornehmen Wagen (Волга) für die Parteinomenklatura bis zu Luxus-Modellen (Чайка) für Spitzen-Funktionäre und Cabriolet-Versionen für Paraden und repräsentative Aufgaben. Die alten Modelle sind robust, schwer, ohne Kunststoff und mit viel Metall gefertigt. Ausserdem findet sich ein hart erprobtes Testfahrzeug des erfolgreichen Transporters GAZelle. Besondere Exponate stellen experimentelle Luftkissenautos dar oder ein nicht fertiggestellter alter Panzer, der vor wenigen Jahren bei Aufräumarbeiten gefunden wurde.

Соцгород

Die sozialistische Stadt, ähnlich der Uralmasch in Jekaterinburg, wurde von Anfang der 1930er-Jahre zügig bis zum Kriegsbeginn für 200'000 Einwohner gebaut. Das Konzept lag in der räumlichen Trennung von Wohnen, Leben und Arbeiten. Der neue, sozialistische Mensch sollte eine neue Behausung erhalten. Der Alltag sollte von allem befreit werden, was nicht Arbeit oder Erholung ist. So wurden Mensen, Gemeinschaftswaschsäle und weitere Einrichtungen im Sinne der Kommune geschaffen. Die Umsetzung dieses Konzepts gelang jedoch nicht vollständig, die Bewohner brachten beispielsweise kleine Kocher in die Schlafräume und untergruben das geplante System. Schulen wurden wohnungsnah gebaut, um den einfachen und ungefährlichen Zugang zu ermöglichen. In der spätsozialistischen Zeit gab es ein gutes Kulturangebot und die Arbeiter wurden ermuntert, an den gemeinsamen Aktivitäten (Konzerte, Schaustellungen etc.) teilzunehmen. Die Stadt selber litt, wie die Fabrik, unter Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg und die Fliegerabwehr war lange Zeit nicht ausreichend effektiv.

Gebäude
Anfang der 1930er-Jahre wird das Hotel „Волна“ eröffnet. Seine Architektur orientiert sich am Konstruktivismus und steht für einfache Formen. Es war als Unterkunft für ausländischer Ingenieure geplant. Abends hatte untypischerweise ein Restaurant mit einem Jazz-Orchester geöffnet.

Das Awtosawodskij Kaufhaus wurde 1934 im Stil des Konstruktivismus erbaut. Es ist ein regionales Architekturdenkmal.

Radiushaus
Das Radius-Haus ist ein föderatives Architekturdenkmal aus den späten 1930er-Jahren im Stil des Konstruktivismus. Die Wohnungen dieses Hauses standen nur den besten Arbeitern, Schulleitern und Direktoren zu Verfügung. In diesem Gebäude befand sich allerdings auch das örtliche Büro des Geheimdienstes, was nicht für die beste Atmosphäre sorgte. Während des Zweiten Weltkriegs befanden sich auf dem Dach auch Geschütze der Fliegerabwehr, die erst in den 1970er-Jahren wieder entfernt wurden.
Das Gebäude ist heute in einem schlechten Zustand, dennoch sind die Wohnungen sehr beliebt, nicht zuletzt wegen der grünen Umgebung.

Коробка/Коробочка (Schachtel/Dose) ist die Bezeichnung für die erste Wohnhäuser-Bebauung der 1930er-Jahre. Es sind 60 einfache Rechtecke. Die Häuser waren mit Passerellen verbunden; das Konzept bestand darin, dass die Häuser nie verlassen werden müssen, denn Läden usw. waren in der Planung darin integriert.




Busygin-Haus

Das Busygin-Haus ist nach dem Schmied und Stossarbeiter Бусыгин (Busygin) benannt, dank dessen ausserordentlichen Arbeitsleistung die Stadt angeblich die Mittel hatte, das Haus zu bauen. Die Leistung Busygins führte zu einer Erhöhung der Arbeitsnorm, weshalb viele Arbeiter ihn nicht mochten.



 



Schlusswort
Es war ein ereignisreicher Spaziergang. Nebst einem verlorenen Mitstudenten, welcher aus hotdogtechnischen Gründen die Gruppe verlor, kamen wir auch direkt mit der Bevölkerung in Kontakt. Ein älterer Herr fragte uns, ob wir Stalin kennen würden und erzählte uns etwas über die ersten Wohnhäuser. Auch wurden wir gefragt, ob wir Unterschriften sammeln würden, etwas das anscheinend zur Tagesordnung gehört.

Mittwoch, 10.08.2106: Arsenal Zentrum für Gegenwartskunst


Арсенал – центр современного искусства. встреча и экскурсия по текущей выставке

von Sarah Durrer und Tim Kapfer

Das Arsenal befindet sich im Kreml. Das Wort Arsenal bedeutet Waffenlager, was auf die frühere Verwendung des Gebäudes hindeutet. Es wurde 1843 von Nikolaus dem Ersten in Auftrag gegeben, um den Wohlstand des russischen Reiches darzustellen. Die Wände sind komplett aus Ziegelsteinen errichtet worden. Während des 20. Jahrhunderts befand sich das Gebäude in einem in einem sehr schlechten Zustand und war von der Außenwelt abgeschottet. 2011 wurde ein Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst gesucht und man begann dafür das Arsenal zu restaurieren. 2015 waren es bereits 7000 m2 Ausstellungsfläche, jedoch sind die Renovierungsarbeiten bis heute noch nicht abgeschlossen. Das Konzept der Renovation ist es, die perfekte Balance zwischen dem historischen Ort und der zeitgenössischen Kunst zu finden. Das Besondere am Arsenal ist, das eine Außenwand die Mauer des Kremls ist. Obwohl sich das Gebäude größtenteils im Originalzustand befindet, war es wegen des sehr schlechten Zustandes nötig, Replikate zu produzieren, z. B. von den Fliesen. Im Arsenal befindet sich nicht nur ein Museum, sondern auch eine Ballettschule und ein Auditorium für Filme, Konzerte, Theater und Kunstperformances. Das Arsenal organisiert auch Familienprogramme, bei denen Kinder künstlerisch gefördert werden und bietet zudem Künstlern Wohnungen für Kurzaufenthalte an.

Unser Guide begann die Führung mit einer Anekdote zu einem Schädel aus dem 15. Jahrhundert, den man während den Umbauarbeiten unter den Kremlmauern fand. Danach besuchten wir die Ausstellung der deutschen Künstlerin Rosmarie Trockel. Wir verweilten länger bei einem Bild, das sie mit Hilfe einer Maschine hergestellt hatte. Die Maschine besteht aus einem Rahmen, an den Rosmarie Trockel Pinsel mit Haaren verschiedener Künstler befestigt hat. Tim meinte dazu, dass die Maschine in diesem Fall den Menschen als Instrument verwendet und nicht wie gewöhnlich der Mensch die Maschine (Pinsel). Den Künstlern sehr wichtig, dass wir ihre Werke selbst interpretieren, weshalb sie auch meist ohne Titel sind. Die Interpretationen regen uns dazu an, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Per Videoinstallation wurde ein sich drehendes Ei in verschiedener Geschwindigkeit auf eine Leinwand projiziert. Tim meinte, dass man sich in Russland oft wie ein sich drehendes Ei fühlt, was beim Guide großen Anklang fand. Anschließend wurde uns ein Exklusiveinblick in die Büroflächen und den zweiten Stock geboten, was den gewöhnlichen Besuchern verwehrt bleibt.


Daraufhin besichtigten wir die Ausstellung Life of Living, in welcher ein Fotograf aus Moskau die traditionellen Holzhäuser, die in Nischni Nowgorod dem Verfall ausgesetzt sind, thematisiert. Dies wurde vor allem mit наличник (traditionell russische Fensterornamente) zum Ausdruck gebracht. Alexander Lawrow, der die Ausstellung mit dem Fotografen aus Moskau zusammen erstellt hat, hing auf der Rückseite der Fotografien Türen auf.
 Diese Türen waren Türen der traditionellen Holzhäusern, in die er das damalige reale Leben geschnitzt hat. Zum Beispiel ein Klassenzimmer, in welchem ein Lehrer und Schüler sassen. Dies war eine Originaltür einer alten Grundschule. Zudem verruste er die Schnitzerreien, um ebenfalls das Verschwinden der Holzhäuser zu thematisieren.



Im angrenzenden Austellungsraum befand sich eine Ausstellung über aussergewöhnliche Obdachlose aus Nischni Nowgorod, welchen man im Alltag immer begegnet, aber nicht näher kennenlernt. Aufgrund ihrer faszinierenden Biografien stöst diese Ausstellungen beim Publikumauf grosse Resonanz, da sie einen hohen Identifikationswert besitzen. Es folgten aus einfachsten Mitteln hergestellte Skulpturen, welche für Tiere auf der Strasse gedacht sind.
Das Arsenal, ist ein besonderer Ort, der vor allem ein Publikum im Alter von 17-30 anzieht. Aufgrund der Passion und hohen Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter ist das Arsenal der Ort der Stadt, wo Kunst und Kultur gelebt wird.


Links:
http://www.ncca.ru/en/main?filial=3

Kontakt:
Kremlin, bld. 6, Arsenal, Nizhny Novgorod. +7 (831) 422 75 55

Dienstag, 09.08.2016: Russische Ikonen und Kirchen-Exkursion


Русская икона и экскурсия в церковь
 
von Lubov Keratcheva

Erzengel-Michael-Kathedrale


Es ist Dienstag, der 09.08.2016 und wir treffen uns im Kreml vor der Erzengel-Michael-Kathedrale (rus. Собор Арахангела Михаила) mit unserer „Exkursovodin“ Olga. Sie kommt in Begleitung von einem Priester, der in der Kathedrale tätig ist. Der Priester (auf Russisch Otec) heisst Vasilij, Otec Vasilij (отец Василий). Er erzählte uns über die orthodoxe Kirche, wie sie gebaut und ausgestattet ist.
"Wir befinden uns auf einem historischen Platz" beginnt Otec Vasilij seine Erzählung. 1221 wurde der Kreml gebaut und somit Nižnij gegründet. Im selben Jahr hat der Bau der Kirche angefangen, der 1227 beendet wurde. Sie wurde nach dem Erzengel Michael, dem Patronat der Kirche und der Stadt, benannt. Die Kirche, die heute vor uns steht, ist nicht die originale. Es wurden schon 4-5 Kirchen an dieser Stelle gebaut und die jetzige wurde 1631 errichtet.
 




Die orthodoxen Kirchen zeigen immer in Richtung Osten. Ihr Grundriss ähnelt der Form eines Kreuzes und typisch für sie sind die Kuppeln, die wie Zwiebeln aussehen. Der Glockenturm wird als separater Teil der Kirche angeschaut. Die neun Glocken, von verschiedener Grössen und Gewichten, werden manuell geläutet.
Die Kirche selbst besteht aus verschiedenen Teilen und jeder von diesen Teilen hat seine eigene Bedeutung:

  • ein Vorraum oder papert' (rus. паперть) ist der Raum, wo die Betlert sitzen.
  • eine Vorhalle am Haupteingang oder pritvor (rus. притвор)
  • ein Hauptteil, noch Gebetsraum genannt. Es ist ein Raum, der mit Ikonen im altrussischen Stil ausgestattet ist. Die Ikonen helfen dabei, dass der Gläubige sich während des Gebets konzentrieren kann. In diesem Raum sind auch Kerzenständer. Die Gläubigen zünden Kerzen für die Gesundheit (der Lebenden) und für das Gedenken (der Verstorbenen) an. Die Kerzenständer unterscheiden sich in ihrer Höhe. Die tiefergelegenen sind für die Verstorbenen und die höheren sind für die Lebenden.
  • Heiliger Ort, der Altar (rus. алтарная часть - altarnaja čast'). Der Altar ist durch eine Wand von dem Hauptteil getrennt. Diese Wand besteht aus 5 Reihen von Ikonen, die in eine bestimmte Reihenfolge geordnet sind. Früher war der Altar offen für die Gläubigen, aber heutzutage dürfen nur Priester hineingehen.
Wenn man als Gläubiger oder Tourist in eine russisch-orthodoxe Kirche hineingeht, gibt es gewisse Regeln, die man beachten muss. Frauen müssen ihre Haare mit einem Schal oder Tuch bedecken (rus. платок - platok) und einen langen Rock tragen (rus. юбка - jubka). Falls solche nicht vorhanden sind, stehen bei jedem Eingang welche zu Verfügung. Männer dürfen keine kurzen Hosen tragen und sowohl bei Männern, als auch bei Frauen sind keine Tops erlaubt; die Schultern müssen bedeckt sein.
Unser Besuch der Erzengel-Michael-Kathedrale wird durch das Erklingen der Glocken beendet.
 

Johanneskirche


Wir verlassen den Kreml und gehen zur Johanneskirche (rus. храм Рождества Иоанна Предтечи). In der Nähe dieser Kirche befindet sich ein Gebäude, das früher als Lesehalle (rus. читальня (čital'nja) bekannt war. Dieses Gebäude wurde früher von den armen Bürgern benutzt. Sie haben dort Tee, weisses Brot und Zucker bekommen und konnten Zeitung lesen. 

 











Von hier aus kommen wir an die Handelsstrasse (ul. Roždestvenskaja, rus. ул. Рождественская).
Hier besuchen wir die dritte und letzte Kirche für heute: Mariä-Geburt Kathedrale (rus. Собор Пресвятой Богородицы). Diese Kathedrale ist noch als Рождественская церковь (Roždestvenskaja cerkov') bekannt. Sie wurde von Grigorija Dmitrijevič Stroganov im 17Jh. gebaut. Stroganov war ein Händler, der damals vor allem mit Salz gehandelt hat. Die Kirche wurde im russischen Barockstil gebaut. Dieser Stil ist auch noch als Stroganovski-Barock bekannt. Wenn man sich die Kirche von weitem anschaut, erinnert ihre Form an die eines Schiffes. Die Fassade dieser eindrucksvollen Kirche ist aus rotem Backstein und weissem Stein, der mit geschnitzten Pflanzensymbolen verziert wurde.
Mit dieser wunderschönen Kirche endet auch unsere Exkursion. Wir haben sehr viel über die russisch-orthodoxe Kirche erfahren und somit über die russische Glaubenskultur. Es ist sehr empfehlenswert eine solche Kirche zu besuchen. Die Atmosphäre in den Kirchen ist sehr spirituell und dieses Gefühl wird durch das brennende Kerzenlicht gestärkt.




Mariä-Geburt Kathedrale
Adressen:

Erzengel-Michael-Kathedrale
Храм Арахангела Михаила
Nižegorodskij r-n, Kreml' 2a
Seite: amnne.cerkov.ru

 
Johanneskirche 
Храм Рождества Иоанна Предтечи
ul. Roždestvenskaja 1B
Öffnet um 07:30

  
Mariä-Geburt Kathedrale
Собор Пресвятой Богородицы
ul. Roždestvenskaja 34
Öffnet um 06:00 

Montag, 08.08.2016: Architektur und Geschichte in Nižnij Novgorod

mit Marina Ignatuška (Journalistin und Urbanistin)

Городское развитие Нижнего Новгорода

Встреча с Мариной Игнатушкой (журналистом/урбанистом)

von Jael Sigrist und Jonas Hinck







Am Nachmittag treffen wir uns vor einem Eingang des Kremls mit Mascha, Clea und Sveta. Viele kommen zu spät, auch Tim, der unbedingt eine Schaurma holen musste… Marina, eine Journalistin und Architektin aus Nižnij Novgorod, holt uns dort ab und führt uns in einen Vortragssaal im Arsenal (Арсенал), innerhalb der Kremlmauern. Anhand einer Präsentation erzählt sie uns einiges über Geschichte und Architektur in Nižnij Novgorod. Sie stellt uns unter anderem auch das Projekt «Приметы городов (Merkmale einer Stadt)» vor.
 
Arsenal
Das Arsenal wurde 1843 auf Befehl des Zaren Nikolaus I. gebaut und befindet sich auf dem höchsten Ufer der Volga. Dieser Hügel wird von mehreren Tälern durchzogen. Die Strassen wurden im 19. Jahrhundert vom Kreml aus sternförmig gebaut. 1896 fand in Nižnij Novgorod die Wirtschaftsaustellung statt. In der Sowjetzeit war das Arsenal für die Öffentlichkeit geschlossen und niemand wusste genau, was darin gelagert wurde. Heutzutage wird das Arsenal als Museum für moderne Kunst genutzt. Das Gebäude wurde so renoviert, dass die neuen Bauteile die alten nicht berühren. Der Boden besteht aus gusseisernen Platten, weil in dieser Region sehr viel Eisen vorhanden ist, aber auch, weil man dachte, dass der Boden lange halten würde, auch wenn viele Soldaten mit ihren Stiefeln darüber laufen. Eine andere architektonische Besonderheit, die Marina erwähnt, ist die «Soz-Gorod», auf die in einem anderen Kapitel genauer eingegangen wird.


In Nižnij Novgorod ist es zur Tradition geworden, jedes Jahr aus den neuen Gebäuden das Beste auszuwählen und zu prämieren. Dabei wird dieses Gebäude als Torte dargestellt und von den Gästen verspeist. Nicht umsonst nennt man diese Stadt auch «Hauptstadt der modernen russischen Architektur». 

Mascha und Nesterov-Medaille
 Zurzeit wird das umstrittene Stadion für die Fussball-WM 2018 auf der sogenannten «стрелка» (Erdspitze beim Zusammenfluss von Wolga und Oka) gebaut. Marinas Kommentar dazu war: «wir hoffen, dass es einfach durchbricht»…
Früher war die Messe (ярмарка) das Handelszentrum der Stadt, aber in der Sowjetzeit wurde sie geschlossen. In dieser Zeit wurden auch diverse Kirchen entweder geschlossen, als Veranstaltungsorte für Konzerte oder als Museen genutzt. 


Nach dem Vortrag macht Marina mit uns einen kleinen Kurzgedächtniswettbewerb, den Mascha souverän gewinnt. Наша Маша...




Anschliessend führt uns Marina durch das Arsenal und weiter auf einen kleinen Spaziergang durch den Kreml (an dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass man in Russland, wenn von einem Spaziergang oder einer «прогулка» die Rede ist, für mindestens zwei Stunden unterwegs sein wird…). Damit wir einen schönen Ausblick auf die Stadt geniessen können, laufen wir über zwei Brücken und besuchen zu guter Letzt die selbst umgebaute Attikawohnung eines Architekten, der mit Marina befreundet ist. So endet der erste Tag unserer Exkursionswoche mit Mascha und Clea. 



Стрелка («Strelka»)



Links:

Adresse:
Kremlin 6, NN
NN Oblast
Russland, 603000
Tel.: +7 831 422-75-55


Willkommen

Die Stadt Nižnij Novgorod zeichnet sich im Vergleich zu anderen russischen Städten derselben Grösse und ähnlicher Lage durch ein intensives, vielfältiges und vor allem innovatives Kulturprogramm aus. In Nižnij Novgorod sind Projekte zu sehen, die über die Region hinaus sowie in Moskau und St. Petersburg auf grosses Interesse stossen. Das Thema bietet sich an, um diese Stadt und ihre Kulturszene aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden und sich komplexen Zusammenhängen einer Stadtkultur anzunähern.

Auf der Exkursion lernten die Studierenden wichtige Akteure des Kulturlebens kennen, betrachteten die Verbindungen zwischen der städtischen Kultur und Topografie, warfen einen Blick in die Geschichte der Stadtentwicklung und entdeckten eine lebendige aktuelle Kunstszene.

Auf dieser Seite sind die Berichte, Fotos und eine hilfreiche Karte online gestellt. Viel Vergnügen beim Lesen!